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Amok & ich
Als Werner in seinen GTI stieg, tat er es mit dem Vorsatz, einen Menschen zu töten. Mindestens einen, irgendeinen, den ersten besten und vielleicht mehr.
Die Opfer waren A. und ich.
A. und ich fuhren von einer Party nach Hause. Mit dem Fahrrad.
Der GTI raste bereits die Straße herunter, wir hatten keine Chance.
Später erfuhr ich aus der Zeitung, daß Werner noch drei andere Menschen überfahren hatte, zwei Fußgängerinnen,
einen weiteren Fahrradfahrer, einen Rentner, und eine schwarz-weiße Katze.
Sie brachten ein Bild davon.
A. hat es leider nicht überlebt.
Mich stört der Rollstuhl noch etwas, aber ich denke, ich werde mich daran gewöhnen.
Nur, wenn der Aufzug wieder einmal zwischen den Etagen hängt, muß ich die Treppen nehmen, und ich wohne im vierten Stock.
Werner hatte es noch bis auf die Autobahn geschafft.
Von Polizeiwagen gejagt, sie fahren Passat, auch davon war ein Bild, durchbrach er die Leitplanke und quetschte sich unter den
entgegenkommenden holländischen Blumenlaster.
A.s Beerdigung war gestern, meine Güte, wie viele Kränze.
Werner war nicht betrunken.
Wir waren es, aber das ist jetzt egal.
Es war Werners Schuld, der Psychologe hat es geschrieben, in der Kolumne, und auch von ihm war ein Bild.
Vielleicht bekomme ich bald einen elektrischen Rollstuhl. Das würde mich freuen, aber der Antraag liegt noch bei der AOK.
Um A. tut es mir leid.
Als der Pfarrer sprach, mußte ich sogar ein bißchen weinen. Aber ich denke mir nichts dabei.
Autofahren kann ich jetzt nicht mehr.
Ich bräuchte eine Spezialanfertigung, um alles mit den Händen zu machen, aber das kann ich mir nicht leisten.
Aber vielleicht ist es ganz gut so.
Daß Werner mir zuvorgekommen ist.
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