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Etwas über Elefanten


Vielleicht wußten Sie es nicht, aber es ist eine weitverbreite Fehlannahme zu glauben, Elefanten würden lediglich in einigen Regionen Afrikas oder Indiens leben, denn tatsächlich stellt Zentraleuropa den natürlichen Lebensraum der Elefanten dar, und der einzige Grund, warum man hier praktisch nie einen von ihnen in der freien Wildbahn beobachtet, ist schlichtweg der, daß sie unter der Erde leben.
Es ist inzwischen bewiesen, daß die europäischen Elefanten gewaltige Tunnelsysteme bewohnen, die sie erbauen, indem sie in verlassene Wühlmausbauten ziehen und diese mit ihren großen Ohren und Stoßzähnen bedarfsgerecht erweitern, während sie ihre Rüssel dazu benutzen, unter der Erde zu atmen.
Dies jedoch wirft ein fundamentales Problem auf, das nebenbei kürzlich gelöst werden konnte, und das lautet: Wo bleibt die Erde, die die Elefanten bei ihren unterirdischen Grabungen verdrängen?
Würden sie sie einfach an die Erdoberfläche transportieren wie ihre nahen Verwandten, die Maulwürfe, müßten wir überall deutlich erkennbare Elefantenhügel beobachten können.
Nun, einige namhafte Wissenschaftler waren in der Lage, dieses Phänomen auf eine signifikante Änderung im Verhalten der Elefanten im Laufe der Evolution zurückzuführen.
Denn während die voreiszeitlichen und eiszeitlichen Vorfahren der Elefanten, die Mammuts, genau dies taten, nämlich ihren Erdaushub an die Oberfläche zu befördern, was übrigens der wahre Grund für die Entstehung der europäischen Mittelgebirge ist, und nicht etwa die Kräfte eiszeitlicher Gletscher, begannen die modernen Elefanten langsam aber sicher Abstand von diesem Verfahren zu nehmen und benutzten stattdessen ihre großen Füße, um das Erdreich einfach runter- und festzutrampeln, was natürlich einen entscheidenden Selektionsvorteil darstellte, da die prähistorischen Elefantenjäger lediglich nach offensichtlichen Hügeln Ausschau hielten.
Auf diese Weise wurden die Mammuts ausgerottet, während die Elefanten unter der Erde weiterexistierten und sich vor den Menschen verbargen. Dies gelang ihnen sehr gut, zumal sie auch zum Fressen praktisch nie an die Oberfläche kommen mußten. Schließlich war damals die Hauptnahrungspflanze der Elefanten, die Erdnuß, noch in ganz Europa weit verbreitet, und die Elefanten konnten die Nüsse einfach und bequem von unten mit ihren Rüsseln pflücken.
Mit Verdrängung der Erdnuß jedoch wurde auch der Lebensraum der europäischen Erdelefanten immer weiter eingeschränkt und ihre Zahl dramatisch reduziert, freilich unbeabsichtigt von den Menschen, denn aufgrund der zurückgezogenen Lebensweise der Erdelefanten ging das Wissen über ihre unterirdische Existenz unter den Menschen schließlich verloren, und die letzten, die darum wußten, wurden im späten Mittelalter Opfer der Inqusition da sie zudem oft noch andere Dinge behaupteten, die der zeitgenössischen Küche zuwider waren, so etwa die Existenz einer Ursuppe.
Und obwohl die Menschen die Erdelefanten schließlich vergaßen, zogen sie doch Vorteile aus ihnen, indem sie über Elefantenbauten Städte errichteten und mit ihren U-Bahnen in die verlassenen Gänge einzogen, welche sie nur noch geringfügig erweitern mußten, und eigentlich fragte sich nur jeder nach dem Ursprung dieser Gangsysteme.
Wir müssen also feststellen, daß ein Großteil unserer zeitgenössischen menschlichen Zivilisation auf dem unermüdlichen Grabwerk der Erdelefanten aufbaut.
Und erst kürzlich haben Wissenschaftler ein bislang unberührtes, guterhaltenes Tunnel- und sogar Hügel-System moderner Erdelefanten gefunden und untersuchen es zur Zeit, um weitere Informationen zu sammeln.
Was diese Entdeckung so sensationell macht, ist abgesehen von der Tatsache, daß zum ersten Mal seit der Eiszeit ein Erde-nicht-niedertrampeln-sondern-an-die-Oberfläche-Befördern-Verhalten bei den Erdelefanten Mitteleuropas beobachtet werden konnte, der Ort, an dem dieser Fund gemacht wurde - nämlich mitten in der Deutschen Hauptstadt Berlin, in etwa in der Gegend, wo sich früher der Potsdamer Platz befunden hatte.
Somit sollten Berlin-Besucher darauf achten, diese Aussicht nicht zu verpassen, ist es doch vielleicht der einzige Ort, wo sich ein Eindruck vom Leben der Erdelefanten gewinnen läßt, auch wenn einige ihrer Tunnel während der Forschungs- und Grabungsarbeiten unglücklicherweise eingestürzt sind.
Es verbleibt also die letzte Frage: Warum hat in diesem Habitat nie auch nur irgendjemand einen lebenden Erdelefanten gesehen?
Nun, die Antwort ist recht einfach. Es ist die graue Hautfarbe der Elefanten, die ihnen unter der Erde perfekte Tarnung verleiht. Und in der Tat ist diese Tarnung so perfekt, daß bereits mehrere Generationen renommierter Wissenschaftler ihre Lichtleiter-Endoskope in vermeintliche Erdbauten geschoben haben, nur um jedesmal lediglich leere Gänge und verwaiste Höhlen gesehen zu haben, da die Elefanten sich währenddessen immer still und flach atmend in einer Ecke zusammengekauert hatten und die Menschen einfach über sie hinwegsahen.
Jetzt hingegen mag es bereits zu spät sein. Die Berliner Erdelefanten, vielleicht die letzten ihrer Art, gestört und aufgescheucht durch uns in ihrem stillen, unterirdischen Leben, sind vielleicht irgendwann mitten in der Nacht einfach geflohen, entkommen, ungesehen durch irgendeinen Menschen, und ich bezweifele sehr stark, daß sich heute noch irgendwelche Erdelefanten in oder unter Berlin finden lassen.
Schade.


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